Ein Kunstprojekt von Simona Horowitz und Marianne Pape. ©2023 we-cocon.de

Station 1

Eine ledige Mutter

Nicht verheiratet zu sein bedeutete für die Frauen in der damaligen Zeit, von vornherein am Rande der Gesellschaft zu leben. Ein uneheliches Kind zur Welt zu bringen war nicht nur eine Schandtat sondern auch eine Straftat, ein sogenanntes „Unzuchtsvergehen“ das mit einer „Scortationsstrafe“ belegt wurde: 20 Gulden für die erste Schwängerung, 40 für die nächste usw. Arme Frauen konnten der Strafe allerdings dann entgehen, wenn sie ihr Kind im Tübinger Klinikum oder im Katharinenhospital entbinden ließen. Das war bei den Frauen jedoch gefürchtet, sie waren dort „Anschauungsmaterial“ für den Unterricht der jungen Ärzte.

Mutter mit Kindern

Auch wenn sich in unserer Zeit die gesellschaftlichen Bedingungen in vielerlei Hinsicht zum positiven entwickelt haben zeigt es sich, dass ledige Mütter weiterhin in Sorge um ihre Existenz leben müssen und auch das Leben ihrer Kinder ständig von Armut bedroht ist.

Eine ledige Mutter

Nicht verheiratet zu sein bedeutete für die Frauen in der damaligen Zeit, von vornherein am Rande der Gesellschaft zu leben. Ein uneheliches Kind zur Welt zu bringen war nicht nur eine Schandtat sondern auch eine Straftat, ein sogenanntes „Unzuchtsvergehen“ das mit einer „Scortationsstrafe“ belegt wurde: 20 Gulden für die erste Schwängerung, 40 für die nächste usw. Arme Frauen konnten der Strafe allerdings dann entgehen, wenn sie ihr Kind im Tübinger Klinikum oder im Katharinenhospital entbinden ließen. Das war bei den Frauen jedoch gefürchtet, sie waren dort „Anschauungsmaterial“ für den Unterricht der jungen Ärzte.

Auch wenn sich in unserer Zeit die gesellschaftlichen Bedingungen in vielerlei Hinsicht zum positiven entwickelt haben zeigt es sich, dass ledige Mütter weiterhin in Sorge um ihre Existenz leben müssen und auch das Leben ihrer Kinder ständig von Armut bedroht ist.

Mutter mit Kindern
Eine ledige Mutter

 

Station 2

Eine verheiratete Frau

„… als Auguste auf dem Weg zum elterlichen Weingarten zum ersten Mal den Jakob Friedrich sah gefiel er ihr gleich. Groß und stattlich, ein wenig ungelenk, trug er seine Bütte voll mit Wäschestücken.

Sie schaute ihn fragend an und wunderte sich über seine Last. Er wich ihrem Blick nicht aus, machte nur eine ausladende Handbewegung und lachte sie an…“

Hier wird die Geschichte der Auguste Mauch aus Feuerbach erzählt und wie sie doch noch eine Botnangerin wurde.

Frauen bei der Arbeit
Wäscherin in Botnang

„… als Auguste auf dem Weg zum elterlichen Weingarten zum ersten Mal den Jakob Friedrich sah gefiel er ihr gleich. Groß und stattlich, ein wenig ungelenk, trug er seine Bütte voll mit Wäschestücken.

Sie schaute ihn fragend an und wunderte sich über seine Last. Er wich ihrem Blick nicht aus, machte nur eine ausladende Handbewegung und lachte sie an…“

Hier wird die Geschichte der Auguste Mauch aus Feuerbach erzählt und wie sie doch noch eine Botnangerin wurde.

Wäscherin in Botnang
Frauen bei der Arbeit

 

Station 3

Wilhelmine Canz

Wilhelmine Canz gründete die Großheppacher Schwesternschaft im Jahr 1856. Sie sieht die Verwahrlosung der Kinder von Bäuerinnen und Arbeiterinnen und die Notwendigkeit einer frühkindlichen Erziehung über das bloße Aufbewahren hinaus. Der Wunsch, eine Kleinkinderschule einzurichten, treibt sie an. Es sollte ein Schutzraum für die Kinder werden. Auf dem eigenen Hof und in der Scheune – einen anderen Platz gibt es nicht – ist Raum genug für die erste Kinderpflege.

Die erste Kinderpflege

Anpacken, auch wenn dies nur ein bescheidener Anfang sein konnte, war ihr  Lebensmotto. Der fürsorgerische Einsatz galt vor allem Kindern aus benachteiligten sozialen Verhältnissen, die sonst zu verwahrlosen drohten. Die regelmäßige und verlässliche Betreuung von Kindern bedeutete sowohl eine große Entlastung der Mütter, als auch eine wichtige pädagogische Vorbereitung auf die Schule.

Fürsorgerische Einsatz für Kinder

Damals bot eine Berufsausbildung und das eingebunden sein in einer Institution wie die Großheppacher Schwesternschaft den jungen Frauen die Möglichkeit ein selbstbestimmtes Leben zu führen.  Frauen, die aus vielfältigen Gründen nicht unter die „Haube“ der verheirateten Frau schlüpften wollten,  konnten unter der „Schutz -Haube“ der Schwesternschaft, die ihnen einen anerkannten sozialen Status sicherte, geborgen leben und einer sinnvollen, wenn auch gering bezahlten, Arbeit nachgehen.

Berufsausbildung für junge Frauen

Canz hatte im Blick, dass die Kinderschwestern einen Rückzugsraum für ihren Lebensabend benötigten. Schon während ihrer Arbeit in den Gemeinden waren die Kinderschwestern auf zusätzliche Gaben der Gemeindemitglieder angewiesen.

Großheppacher Schwesternschaft

Wilhelmine Canz gründete die Großheppacher Schwesternschaft im Jahr 1856. Sie sieht die Verwahrlosung der Kinder von Bäuerinnen und Arbeiterinnen und die Notwendigkeit einer frühkindlichen Erziehung über das bloße Aufbewahren hinaus. Der Wunsch, eine Kleinkinderschule einzurichten, treibt sie an. Es sollte ein Schutzraum für die Kinder werden. Auf dem eigenen Hof und in der Scheune – einen anderen Platz gibt es nicht – ist Raum genug für die erste Kinderpflege. Anpacken, auch wenn dies nur ein bescheidener Anfang sein konnte, war ihr  Lebensmotto. Der fürsorgerische Einsatz galt vor allem Kindern aus benachteiligten sozialen Verhältnissen, die sonst zu verwahrlosen drohten. Die regelmäßige und verlässliche Betreuung von Kindern bedeutete sowohl eine große Entlastung der Mütter, als auch eine wichtige pädagogische Vorbereitung auf die Schule.

Die erste Kinderpflege
Fürsorgerische Einsatz für Kinder

Damals bot eine Berufsausbildung und das eingebunden sein in einer Institution wie die Großheppacher Schwesternschaft den jungen Frauen die Möglichkeit ein selbstbestimmtes Leben zu führen.  Frauen, die aus vielfältigen Gründen nicht unter die „Haube“ der verheirateten Frau schlüpften wollten,  konnten unter der „Schutz -Haube“ der Schwesternschaft, die ihnen einen anerkannten sozialen Status sicherte, geborgen leben und einer sinnvollen, wenn auch gering bezahlten, Arbeit nachgehen. Canz hatte im Blick, dass die Kinderschwestern einen Rückzugsraum für ihren Lebensabend benötigten. Schon während ihrer Arbeit in den Gemeinden waren die Kinderschwestern auf zusätzliche Gaben der Gemeindemitglieder angewiesen.

Berufsausbildung für junge Frauen
Großheppacher Schwesternschaft

 

Station 4

Wera

„Sie sahen eine Dame, die unbekümmert ihres Weges ging, in streng englischem Kostüm mit kurzen Haaren, einem etwas männlichen Gang, den Stock in der Hand, manchmal begleitet von einer Hofdame. Sie war sympathisch durch ihre große Natürlichkeit.“

Eveline von Massenbach

Großfürstin Wera von Russland

1873 übernahm die junge Großfürstin Wera von Russland, Adoptivtochter des König Karl von Württemberg und  der Königin Olga, das Protektorat über die „Kleinkinderanstalt Werapflege“ in Botnang. Die „Kinderschüle“ hatte bereits einige Jahre zuvor mit Unterstützung der Königin Olga in einem angemieteten Lokal bis zu 70 Kinder ab 3 Jahren zur Betreuung aufgenommen. Der Betreuungsbedarf war riesig und so nahm die frisch verlobte zukünftige Herzogin Wera von Württemberg die ihr angetragene Aufgabe so ernst, dass sie auf der Vorstellungsreise, die ihrer Hochzeit vorausging, bei ihren Verwandten um Unterstützung für ihr Projekt warb. Sie kam mit 1300 Gulden von der Krim zurück, König und Königin und Hofdamen stifteten einiges dazu und so konnte sie am 8. Mai 1874, ihrem Hochzeitstag mit Herzog Eugen, den Bau der neuen Werapflege starten.

Wera mit Kindern

Hier konnten nun bis zu 100 Kinder in angemessener Umgebung betreut und zum Lern-Spiel angeleitet werden. Dies erste Unternehmen der jungen Herzogin Wera steht am Anfang einer ganzen Kette von Wohltätigkeitswerke, deren Wirkung im Lande bis heute anhält. Der aufsehenerregende Kindesmord einer verzweifelten ledigen Mutter veranlasste sie 30 Jahre später das Weraheim, eine Zufluchtsstätte für gefährdete Mädchen und unverheiratete, werdende Mütter zu gründen. Mit diesem Vorhaben erregte Wera jedoch Anstoß und bekam für ihre Idee weder staatliche noch kirchliche Unterstützung.

Großfürstin Wera von Russland

Mit einem Kapital von 166.000 Mark, der Erlös aus dem Verkauf ihres ererbten Schmucks, konnte sie „das bedeutendste Herzogin Wera zu verdankende Liebeswerk“ verwirklichen. Die Sympathien, die das Königshaus bei der Bevölkerung damals genoss, waren vor allem ihr zu verdanken.

Bis heute ist das Weraheim eine wichtige Anlaufstelle für junge Frauen in Not und bietet Müttern mit ihren Kindern Unterkunft und Betreuung. Eingedenk des ursprünglichen Anlasses der Stiftung gehört zu dem Haus auch eine Babyklappe.

 

Herzogin Wera von Württemberg,
Großfürstin von Russland.
1854-1912

„Sie sahen eine Dame, die unbekümmert ihres Weges ging, in streng englischem Kostüm mit kurzen Haaren, einem etwas männlichen Gang, den Stock in der Hand, manchmal begleitet von einer Hofdame. Sie war sympathisch durch ihre große Natürlichkeit.“

Eveline von Massenbach

Großfürstin Wera von Russland

1873 übernahm die junge Großfürstin Wera von Russland, Adoptivtochter des König Karl von Württemberg und  der Königin Olga, das Protektorat über die „Kleinkinderanstalt Werapflege“ in Botnang. Die „Kinderschüle“ hatte bereits einige Jahre zuvor mit Unterstützung der Königin Olga in einem angemieteten Lokal bis zu 70 Kinder ab 3 Jahren zur Betreuung aufgenommen. Der Betreuungsbedarf war riesig und so nahm die frisch verlobte zukünftige Herzogin Wera von Württemberg die ihr angetragene Aufgabe so ernst, dass sie auf der Vorstellungsreise, die ihrer Hochzeit vorausging, bei ihren Verwandten um Unterstützung für ihr Projekt warb. Sie kam mit 1300 Gulden von der Krim zurück, König und Königin und Hofdamen stifteten einiges dazu und so konnte sie am 8. Mai 1874, ihrem Hochzeitstag mit Herzog Eugen, den Bau der neuen Werapflege starten.

Wera mit Kindern
Großfürstin Wera von Russland

Hier konnten nun bis zu 100 Kinder in angemessener Umgebung betreut und zum Lern-Spiel angeleitet werden. Dies erste Unternehmen der jungen Herzogin Wera steht am Anfang einer ganzen Kette von Wohltätigkeitswerke, deren Wirkung im Lande bis heute anhält. Der aufsehenerregende Kindesmord einer verzweifelten ledigen Mutter veranlasste sie 30 Jahre später das Weraheim, eine Zufluchtsstätte für gefährdete Mädchen und unverheiratete, werdende Mütter zu gründen. Mit diesem Vorhaben erregte Wera jedoch Anstoß und bekam für ihre Idee weder staatliche noch kirchliche Unterstützung.

Mit einem Kapital von 166.000 Mark, der Erlös aus dem Verkauf ihres ererbten Schmucks, konnte sie „das bedeutendste Herzogin Wera zu verdankende Liebeswerk“ verwirklichen. Die Sympathien, die das Königshaus bei der Bevölkerung damals genoss, waren vor allem ihr zu verdanken.

Bis heute ist das Weraheim eine wichtige Anlaufstelle für junge Frauen in Not und bietet Müttern mit ihren Kindern Unterkunft und Betreuung. Eingedenk des ursprünglichen Anlasses der Stiftung gehört zu dem Haus auch eine Babyklappe.

 

Herzogin Wera von Württemberg,
Großfürstin von Russland.
1854-1912